Ibiza war für mich mal wieder der bunt-lebendige Beweis öfters mal über den Schatten des Vorurteils zu springen. Wir haben nach einem Reiseziel gesucht, das wir zu zweit besuchen können. Und wie die Jungfrau zum Kinde, kam ich zu Ibiza. Ein Freund meines Liebsten besitzt hier ein Apartment, das exakt der anvisierten Woche frei war. Geritzte Sache. Ibiza also.

Warum die Vorurteile meinerseits? Natürlich habe ich schon viel Gutes über Malle und auch Ibiza gehört. Und auch schon bei Pinterest oder auch im Fernsehen gesehen. Aber der Ruf von Ibiza als Partyinsel und der Unmut darüber, nicht entspannt Urlaub machen zu können und vor vermeintlich pandemischen Massen fliehen zu müssen, hatten mich im Vorfeld etwas gehemmt.

Aber die Idee war ja nicht Party hier zu machen sondern etwas auszuspannen und es uns gut gehen zu lassen.

Der Schattensprung hat sich gelohnt!

Erster positiver Eindruck beim Verlassen des Flughafen: DAS fühlt sich an wie Sommer! Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr den Flughafen in einem fremden Land verlasst? Eigentlich müsste es hinter jeder Flughafentüre Zonen fürs Augen schließen und Durchatmen geben, damit eilige Passagiere nicht über einen Stolpern. Anderes Klima, neue Gerüche, Geräusche, Sprachen. Das ist für mich immer ein Schlüsselmoment, in dem ich lächele und mir sage: Urlaub.

Schnell haben wir den Bus gefunden, der uns für schlappe 3,50€ vom Flughafen zum Hafen bringt. Fußläufig vom Hafen liegt unser Appartement in einer ruhigen, beschaulichen Straße. Wohlgemerkt, es war 8:30h am Morgen, als wir hier ankamen. Das mit der Ruhe sollte sich noch als Trugschluss bewahrheiten.

Ab dem späten Nachmittag blühte in dieser Straße das Leben auf. Wie eine popup-Karte. Klar Siesta war uns ein Begriff, aber dass es hier so extrem ausfällt, war im Vorfeld nicht zu spüren gewesen. Der Moment in dem wir am ersten Tag nach dem Strand in unsere Straße bogen war zum Brüllen. Wir dachten zuerst wir hätten die Orientierung verloren. Läden, Restaurants, Bars, Highlife. Pop! Aber der schöne, der Pandemie zu verdankende Gegeneffekt: Um 1 Uhr nachts war Sperrstunde. Pop! Ruhe!

Das hat unwillkürlich dazu geführt, dass wir morgens, für unsere Verhältnisse, extrem lang geschlafen und gechillt haben. Meistes sind wir, befohlen vom knurrenden Bauch, am späten Mittag zum Frühstück aufgebrochen. Dann meist an einen auserkorenen Strand. Lesen, chillen, schlafen schwimmen, was Leckres schlürfen. Und wieder von vorn. Gegen Abend zurück zur Wohnung, Sand aus den Ritzen waschen, chic machen, und essen gehen. Anschließend noch irgendwo einen Absacker trinken und zurück in unsere ruhige, beschauliche Straße ins Bettchen fallen. So haben wir unseren ganz eigenen Rhythmus gefunden, der nicht ganz parallel zur Spanischen Siesta läuft und uns deshalb einige Vorteile gebracht hat. So haben wir oft, wenn wir dann gefrittagt (Mittags gefrühstückt) hatten, haben wir uns noch in der Stadt umgesehen, oder sind auf einem fast leeren Boot zum nächsten Strand geschippert und während die Spanier ihr nachmittägliches Mittagessen eingenommen hatten, hatten wir Platz am Strand.

Ibiza Stadt hat einige Strände, die man gut zu Fuß oder auch ganz faul mit einem Bootbus erreichen kann. Manchmal wollten wir aber auch noch etwas von der Gegend einsaugen und haben uns zu Fuß zum Strand begeben. Zum Beispiel den Playa Ses Figueretes, den wir beflipflopt ganz bequem in etwa 30 Minute erreichten. Ein kleiner Sandstrand direkt an der Stadt. Wie nett!

Wir haben uns oft zwei Liegen mit Schirm für 24-30€ gegönnt, da wir zwei Käsekörper nicht mit den bronzefarbenen Spaniern mithalten konnten und sollten.

Die Hitze schrie danach, nach Ankunft direkt ins kühle Nass zu springen. Da lache ich jetzt noch über meine krasse Fehleinschätzung: das Wasser war Pi-Pi-warm! Dennoch sehr angenehm. Arme und Beine ausgesteckt und treiben lassen. Glück!

Da ich Euch nicht mit einem Reisetagebuch belästigen will nenne ich hier noch die anderen Strände, die wir besucht haben und deren Vorzüge und eventuell Nachteile.

Ses Figuretes. Stadtnaher fußläufiger Strand. Mehr Einheimische als Touris. Weniger Restaurants am Strand aber einige in den umliegenden Straßen. 2 Liegen mit Schirm 24€.
Playa de Talamanca. Erreichbar mit dem Busboot vom Hafen aus. Sehr viele Restaurants direkt am Strand. Läuft man auf dem Steg weiter kommt man am 5 Sterne Nobu Hotel vorbei. Danach gibt es nochmal eine Betonplatform mit Standbar. Hier kann man bequeme Holzliegen mit Verschattung für 40€ am Tag mieten. Getränke werden einem an die Liegen gebracht. Hier ist auf jeden Fall weniger los als am Hauptstrand, wenn man mal etwas in Ruhe chillen will. 
Cala Llonga. Sehr tiefer Strand, der nahe an Santa Eulalia in einer kleinen Bucht liegt. Es gibt einige Restaurants in der Nähe des Strandes. Viele Spanier kommen mit ihren Familien hierher.
Cala Saladeta. Das ist wohl einer der bekanntesten und malerischsten kleinen Buchten in der Nähe von Ibiza Stadt. Aber deshalb ist er auch wohl sehr voll. Wir haben eine Runde gedreht und sind vor der Flut an Touristen geflohen. Wir haben dann den nächsten Strand genommen:
Cala Vedella. Dies ist ein relativ kompakter Strand. man liegt hier etwas beengter aber auch sehr familiär. Auch hier gibt es genügend Restaurants zur Verpflegung direkt am Strand. Wer sich aber nicht von der Liege erheben möchte, weil der Krimi gerade so spannend ist, kann sich auch mit Snacks und Getränken an der Liege bedienen lassen.

 

 

Zwei Tage hatten wir uns einen schnuckeligen, weißen Fiat 500 gemietet. Auch hier gibt es Angebote von/bis. Die Anbieter in Ibiza Stadt waren durchweg teurer und die preiswerten zu ausgebucht für unsere Spontanaktion. Wir haben aber einen Anbieter in Platja dem Bossa gefunden der faire, durchsichtige Preise hatte, die auch schon auf der Website abrufbar waren. Also haben wir angerufen und uns am nächsten Tag mit dem Taxi für 10€ dorthin kutschieren lassen. Das kann man anlegen, wenn man mehr als 100€ zum nächstgünstigsten spart. Das Auto war voll in Ordnung und mit Navi ausgestattet, den der Herr uns noch auf Deutsch eingestellt hat.

Das erste Ziel war der Hippie Markt. Wir waren uns unsicher ob das nur eine Tourifalle ist, aber wir wollten es einfach mal sehen!
Auf den ersten Blick war das die totale Überforderung. Viel Material von dem was hier angepriesen wurde, kannten wir schon aus den Souvenirläden aus Ibiza Stadt. Nur vieeeel mehr Impact. Nach etwa 20 Minuten hatten wir uns eingenordet und dann sah man auch vor lauter Sand die Juwelen. Ich muss aber sagen, dass man an keinem Stand penetriert wurde. Das war alles hippiefriedlich. Man durfte Sachen anschauen, wurde selten angesprochen, bei deutlichem Interesse vielleicht schon. Aber wenn man nicht wollte, war es auch gut für die Händler. Wir haben wenig Souvenirkrams gekauft. Okay Ketten für die Mädels mit Ihren Namen. Ansonsten Ein Kleid (kein Ibiza Hippiekleid), ein Hut (kein Strohhut), eine Ledertasche und eine dieser Porzellanreiben, die ich eh haben wollte. Alles zu annehmbaren Preisen und vor allem: zu Hause wandert nichts davon in die Ecke, weil es nicht Deutschlandkompatibel ist.
Also, wer das mal sehen mag, sollte auf jeden Fall hinfahren. Auch wenn man Souvenirs shoppen will. So muss man nämlich nicht verschiedene Läden abklappern und hat alles auf einem Fleck.

Auf dem Weg zurück nach Ibiza stand auf dem Plan noch an einem Strand einzufallen und etwas zu essen. Klar! Wir hatten auf der Fahrt einen Wegweiser zu einem Strand gesehen. Das ging aber alles zu schnell und ich bin dran vorbei gefahren. Eigentlich suchte ich nur einen Platz um den Wagen zu wenden und so landeten wir auf dem Parkplatz einer typischen spanischen Cantina. „Schatz, hast Du schon Hunger?“
Nur Einheimische, das Menü 12€, und ein nach außen geöffneter Raum, durch den eine Brise wehte, die die verklebte Haut trocknete. Sehr schön! Das Menü war ausreichend und der Hauptgang entzerrte die Suche nach einer guten Paella. Hier gab es nämlich „Fideua“, zubereitet wie eine Paella nur mit Nudeln. Lecker, authentisch und ausreichend. Also satt und Glücklich auf zum Strand Cala Llonga. Der Strand wirkt im Vergleich zur Buch verhältnismäßig groß bzw. tief. Aber er ist dennoch schön: feiner Sand, ein Strandbüdchen genug Platz im klaren, warmen Wasser und eine wunderschöne Aussicht auf die beidseitig bewaldeten Hänge.

Wir haben uns öfters einen Spaß daraus gemacht, am Strand liegende Hotels zu checken, um dann festzustellen, dass zum Beispiel die Präsidentensuite im Nobu Hotel am Strand von Talamanca mit 9000€ zu Buche schlagen würde. Und auch sonst jenseits von gut, böse und unerschwinglich liegt.

Was auch in meinem Bericht auf jeden Fall auch nicht unter den Teppich gekehrt werden sollte ist die Altstadt von Ibiza. Am Berg auf unzähligen Ebenen liegend, durchwunden von schmalen Gassen und betreppten Tunneln. Ganz oben angekommen hat  man eine atemberaubende Aussicht auf die „neue“ Stadt, das Meer, den Hafen. Der Weg hoch ist hat es durch die flirrende Hitze in sich, immer wieder schön die kühlenden Tunnel im Berg, aber man wird beim Abbiegen in das nächste Gässchen jedesmal erfreut durch einen jeweils etwas anderen Charakter. Ich habe meine Kamera Batterie tatsächlich „exhausted“. Aber seht selbst.

Was ich auf jeden Fall als Highlight noch erwähnen muss, ist der Sonnenuntergang an der Promenade am Café del Mar in Sant Antoni de Portmany. Ja, es ist ein Spot, vor allem zum Sonnenuntergang, der zu Hauf Touristen aus ihren Löchern holt. Aber auch hier musste ich meine Vorurteile gegen Tourispots aufweichen. Ja, es war voll. Ein Platz auf der Terrasse des Cafés zu bekommen: unmöglich ohne nicht mit sattem Vorlauf zu reservieren, oder sich in eine Anakonda von Menschen anzustellen. Aber wenn man sich in einem nahe gelegenen Supermarkt ein, zwei, drei, vier Bier schießt und sich ein Platz vor dem Café del Mar auf den flachen Felsen sichert, kann man die chillige Musik zum Untergang trotzdem genießen und es ist irgendwie viel cooler. Und wenn man dann noch einer spanischen Chica zeigt, dass man mit einer Dose Cider eine Flasche Bier öffnen kann,… dieser Blick, unbezahlbar!

 

Aber mein Steckenpferd ist das orale Glück. Also Essen, Comida, Fressen, Foodporn…

Ich kann sagen, wir haben auf Ibiza nicht ein einziges Mal schlecht gegessen haben. Und ich mäkel gerne rum, da ich weiß, das kann ich besser. Aber auch nur in dem Fall. Ich würdige gutes Essen, das nicht schlampig auf den Teller gerotzt ist.
Die Frühstücke waren befriedigend bis gut.
Die Abendessen gut bis herausragend.

Hier unsere Stationen, die allesamt richtig klasse waren. Ich habe oft keine Fotos vom Essen gemacht, da das Licht in den Abendstunden oft nicht ausreichend zum Ablichten war. Aber ich preise nichts an, was nicht gut war.
ich betone hier auch nochmal, dass ich kein Reise oder Restaurantblogger bin. Ich berichte hier von Spots, die ich guten Gewissens und aus verschiedenen Aspekten anpreisen kann. Nicht um zu weben, sondern um zu teilen. Daher gibt es hier nur eine kurze Zusammenfassung. Was mir wichtiger ist, sind die erwähnten Gerichte, die ich zu Hause nachahmen und interpretieren möchte.

La Bodega, Ibiza: Sowohl Touris als auch Einheimische zieht es hierhin zum Essen von günstigen Tapas. Einfach, klassisch und gut. Die Aioli war super schön knofig und luftig! Zackige aber sehr nette Bedienung mir großem  Durchblick und sehr aufmerksam.
Wird zu Hause nachgeäfft: Aioli, Empanadas und Croquetas.

Can Terra Ibiza, Ibiza: Tapas und à la carte. Vor allem die Tapas lachen einen schon bei Hereinkommen aus der langen Glastheke an. Hier anders als sonst wo. Alle Tapas sind auf einer Scheibe Baguette angerichtet und sehr kreativ. Ganz neue ungewöhnliche Kombis. Gute Preisstruktur.
Wird zu Hause nachgeäfft: Tapas mit Blutwurst und karamellisierten Zwiebeln.

Cana Mexicana, Ibiza: Das beste, authentischste Mexikanische Essen, was ich je bekommen habe. Wir hatten hier 12 kleine Tacos, Hühnchen und Rind gemischt mit frisch gehackter Salsa. Super Preisleistung. Zur Mitnahme an den Strand haben wir uns noch Erdbeer Margherita bestellt. Der kam mit einer Chili-Limetten-Salzkruste im Pappbecher daher und war nicht übersüßt und mit künstlichen Aromen verbogen. Alles in Allem sehr geil. Günstig!
Wird zu Hause nachgeäfft: Margherita mit Salz-Chili-Limettenkruste.

SHU Ibiza Talamanca Club, Ibiza: Sehr atmosphärisch eingerichtetes Lokal, direkt am Strand von Talamanca. Der Style und großer Hunger hat uns angelockt hier an einem Tisch in zweiter Reihe Platz zu nehmen. Der leichte Wind, der Blick auf den Strand und das Meer,… was soll ich sagen?
Wir waren zuerst irritiert von der Sushi Karte, entdeckten dann aber die mediterrane Karte umseitig. Wobei, wenn roher Fisch am Meer kaum frischer sein kann, ist Sushi naheliegend. Aber nicht unser Begehr. Unser Essen: einmal Entrecote mit Kartoffelstampf und Gemüse, einmal Wolfsbarsch mit schwarzem Reis und Kartoffelstroh. Beides sehr zu empfehlen und…
Wird zu Hause nachgeäfft: Wolfsbarsch mit schwarzem Reis und Kartoffelstroh

Los Pasajeros, Ibiza: Das war DIE Entdeckung! Inmitten des abendlichen Trubels rund um den Hafen liegt dieser Laden in erster Etage. Keine Reservierung! Wir kamen auf dem Weg nach Hause hier vorbei und waren angetan vom Mini Balkon, der mit einem roten Minitisch und vier Plätzen. Die waren zwischen die Leibung der Balkontüre gepflanzt. Der Rest der etwa 20 Plätze befindet sich uim Inneren. Wir haben uns am nächsten Tag angestellt und hofften auf den luftigen Platz am Balkon. Wir warteten eine halbe Stunde. Leider kein Balkon. Aber das war gut so, denn in der Bude tobte das Küchenpersonal. Man hatte freien Blick in die Küche in der sowohl Tellerwäscher als auch Koch zu ibizenkisch gemischter Housemusik tanzten. Eine unglaublich tolle und mal so ganz andere Atmosphäre. Perfectly imperfect. Das Essen allerdings war perfekt.
Wird zu Hause nachgeäfft: 1.Chevice und 2.Thunfisch gegrillt mit Sojasauce und Sesam mit gepickeltem Gemüse und Papas fritas.

Sa Cova, Ibiza: Das hatten wir beim Wandeln durch kleine Gassen entdeckt und erinnerten und daran, dass es im Ranking bei Tripadvisor relativ hoch angesiedelt war. Zwei französische Besitzer und eine peruanische Küchenchefin. Die handgeschriebene regionale und saisonle Karte klang seehr gut und wurde scheinbar täglich angepasst. Leider kein spontanes Plätzchen für uns frei. Nach durchforsten des Reservierungsbuches bekamen wir zwei Tage später ein Platz.
Die zwei Jungs haben alle Gäste sehr zuvorkommend und familiär behandelt. Das Essen war ausgesprochen gut und wir haben es hier so richtig krachen lassen! Gehobene Preise, aber jeder Cent ist gerechtfertigt für eine nette Atmosphäre auf einem Platz mit Blick auf die Kathedrale der alten Stadt.
Wird zu Hause nachgeäfft: Seezunge vom Grill mit Kapernbutter und Fenchelsalat mit kandiertem Papaya.

Ich glaube ich habe hier einen guten Querschnitt aller Restaurants abgegeben. Ich könnte noch stundenlang berichten, aber ich muss mich jetzt mal wieder auf meinen Herd konzentrieren und produzieren!

Summasummarum kann ich Ibiza wirklich nur empfehlen. Auch ich war hier sicher nicht das letzte Mal! Mich hat das Flair dieser wunderschönen Insel gepackt. Man kann hier alles haben Party, Strand, Kultur, Shopping Ruhe. Die Kostenstruktur ist etwas gehobener. Klamotten sind aber bei den einschlägigen Ketten (Zara, Massimo Dutti, Mango) im Schnitt 10-20% günstiger. Man kann hier 20€ am Tag ausgeben, 200€ oder auch 2000€.
Ich denke auch mit Kindern, könnte man hier viel erleben und einen gechillten Urlaub machen. Ich hörte zum Beispiel schon öfters von Beach Clubs, die an bestimmten Tagen Kinderbespaßung anbieten. Also wer weiß, beim nächsten Mal vielleicht mit Kids… oder Malle… oder Formentera… Stay auf jeden Fall tuned!