Die Erinnerungen an den Vorratskeller meiner Oma Else sind noch präsent. Wenn ich die Augen schließe und ihn mir ins Gedächtnis rufe, kann ich mich sogar noch an den Geruch erinnern…irgendwie muffig, süßlich. Ich sehe da links eine riesige Holzkiste, in der Kartoffeln gelagert werden. Rechts in einem Regal über Eck unendlich viele Gläser Eingemachtes. Alles selbst angebaut und verarbeitet! Bohnen, Zwetschgen, Apfelmus, Aprikosen… oder waren es Pfirsiche? Auf jeden Fall noch duzende Marmeladengläser und:
Kürbis süßsauer!

Davon gab es nicht aber nicht so viel. Deshalb kam er auch nicht oft auf den Tisch. Das musste ja alles schön eingeteilt werden. Aber wenn ich dann geschickt wurde, um eins der Gläser zu holen, kam ich voller Vorfreude auf diese althergebrachte Köstlichkeit mit dem Glas im Arm die Treppe hochgestapft.

Bei meiner Oma gab es gefühlt immer das Gleiche zu Essen, wenn die Familie sonntags zusammen kam. Und das war schön so. Mürber Braten, braune Bratensoße mit Stückchen, Kopf- oder Gurkensalat mit süßsaurem Sahnedressing, mehlig kochende Kartoffeln… und eben manchmal diesen Kürbis.

Am liebsten habe ich den Salat mit Bratensauce vermischt. Das war mir damals immer ein Fest. Aber wenn der Kürbis auf dem Tisch stand, hätte ich am liebsten immer alles aufgegessen. Heimlich in kleinen Nachschüben, aus den ins geistige Auge eingebrannten weißen Schalen mit grünen und lila Streifen von Melitta.(keine Werbung, nur Erinnerungen)

Oft habe ich mich gefragt, wie dieser Kürbis, der sich nicht richtig entscheiden kann, ob er herzhaft oder süß ist, hergestellt wird. Auf Zucker und Essig bin ich wohl schon gekommen. Die Gewürze waren sichtbar klar, aber welches Verhältnis brauchte es, damit es nicht zu süß oder zu sauer wird. Bei meiner Mutter fiel mir ein uraltes Dr. Oetker Haushaltsbuch in die Hände. Vergilbt, vergrapscht, brüchiges Papier und sogar Würmer hatten sich an einigen Stellen schon durch das Papier gefressen. Ein Buch, nachdem meine Mutter immer noch Ihren Käsekuchen zubereitet.

Und da war es! Ein Rezept für Kürbis oder Gurken süßsauer. Zumindest die Essig und Zuckerangaben waren schonmal als Basis da. Freudig darüber, dass ich das Buch mitnehmen und behalten durfte fuhr ich heim. Es vergingen noch Monate, bis der Zeitpunkt des einsamen Kürbisses im Gemüsekorb gekommen war. 

Jetzt habe ich es endlich gemacht… Und es schmeckt wie Kindheit. Perfekte Süße und Saure. Leichter knack im Kürbis und die Gewürze rundherum vemitteln eine wohlige Wärme. 

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Kürbis süßsauer nach Oma Else

Dieses Rezept ist für einen kleinen 1kg Kürbis. Man kann es aber für große Mengen bequem hochrechnen, um sich einen schönen Vorrat anzulegen.
Portionen 4 Personen

Zutaten

  • 1 kg Kürbis z.B. Hokkaido
  • 125 ml Weißweinessig
  • ½ Vanilleschote
  • ½ Bio Zitrone
  • 1 Stück Ingwer etwa daumengroß
  • 350 g Zucker
  • 1 Zimtstange
  • 10 Gewürznelken
  • Einmachgläser steril, zusammen etwa 1l Inhalt

Anleitungen

  • Kürbis schälen, entkernen, in kleine Stücke schneiden und in eine Schüssel geben. Etwa ¼ des Essigs und ½ Liter Wasser dazugeben und gut vermengen. Kühl stellen und über Nacht ziehen lassen.
  • Zitrone dünn schälen und dann den Saft in einen Topf pressen. Vanilleschote der Länge nach aufschneiden, das Mark in den Topf kratzen. Die Schote mehrfach läng teilen und mit in den Topf geben. Den Ingwer waschen und mit Schale in Scheiben schneiden. Die Zimtstange mehrfach teilen. Dann den Zucker, den restlichen Essig, 150 ml Wasser, Zitronenschale, Ingwer, Zimtstangen-Stücke und Gewürznelken zugeben und alles zusammen aufkochen.
  • Den Kürbis abgießen und abtropfen lassen. Jetzt portionsweise im Gewürzsud aufkochen, bis der Kürbis außen etwas glasig wird.
  • Den Kürbis nach und nach in die Gläser füllen, mit dem Sud inklusive der Gewürze auffüllen und sauber verschließen.